Schein und Sein

«Der Schein trügt» bedeutet, etwas ist nicht so wie es den Anschein macht. Genauso erlebe ich aktuell die Welt. Man tut so, als wäre alles gut und mein Empfinden ist ganz anders. Ich spüre viel Angst, Unzufriedenheit, Überforderung, Wut und Trauer.

So wird munter weiter eingekauft und konsumiert. Wenn es innerlich nicht gut geht, dann darf es noch ein bisschen mehr sein. Man glaubt nach wie vor dem Verstand, der einem – einmal mehr – zu verstehen gibt, dass es nur noch etwas gibt, das ich unbedingt brauche, um glücklich zu werden und auch dieses Mal glaubt man ihm und erwirbt etwas. Die Ent---täuschung erfolgt dann nach ein paar Tagen, denn das nachhaltige Glücklichsein ist nicht eingetroffen. Vielmehr bekommt man neben dem beruflichen, familiären Stress auch noch denjenigen von «ich muss doch den neuen Gegenstand tragen, das neue Fahrrad oder Auto bewegen». Und wenn man dann mal diesen Kreislauf durchschaut hat und ich mir eingestehen muss, dass das Glück und die Lebenszufriedenheit nicht durch materiellen Reichtum erworben werden können. Vielleicht kann ich mir sogar eingestehen, dass ich unglücklich oder unzufrieden bin. Eigentlich würde hinter dieser Erkenntnis wahrscheinlich eine grosse Trauer oder Angst auftauchen. Und da greift dann rasch wieder unser Verstand ein und schützt uns, wie er es schon früh in der Kindheit gelernt hat, vor diesen eher unangenehmen Gefühlen. Unser Verstand hat da verschiedene Strategien entwickelt, z.B. verniedlicht er es (ist doch nicht so schlimm oder anderen geht es doch auch so) oder stellt angstauslösende Fragen (was willst du denn machen oder wenn du da genau hinschaust bei dir, dann kommen dann grosse Dinge raus, vielleicht wirst du ja depressiv) und verhindert damit deine Entwicklung. Dieser (negative) Kreislauf kann erst durchbrochen werden, wenn ich mir all die Gefühle erlaube und meinem Verstand weniger Macht gebe. Kennst du diese inneren Dialoge auch? Gehst du bewusst damit um oder geht diese Dynamik mit dir um?